Komplex ist nicht kompliziert

12. Juni 2017

Komplexität_BeziehungenKomplexität und Kompliziertheit sind zwei völlig verschiedene Dinge, die aber nur allzu leicht – und damit oft – verwechselt werden.

Komplex ist nach Duden „zusammengesetzt; nicht allein für sich auftretend, ineinandergreifend, nicht auflösbar“. Kompliziert ist hingegen „schwierig; verwickelt; schwer zu durchschauen und zu handhaben“.

Für die Lösung komplizierter Probleme gibt es eine Vielzahl von Methoden und Tools. Wie wir in der Raumfahrt, im Hochhausbau, im Fahrzeug- und im Flugzeugbau gezeigt haben, sind wir in der Lage, auch die schwierigsten und verwickeltsten, eben kompliziertesten Vorgänge zu beherrschen. Dazu haben wir Methoden und Tools wie Projektmanagement, Multiprojektmanagement, Situationsanalyse, Ursachenanalyse, Pläne, 3D-Modelle, Simulatoren u.v.m. entwickelt und für uns nutzbar gemacht.

Komplexe Probleme können aber nach wie vor – und wohl auch noch für lange Zeit – nur von Menschen gelöst werden. Komplexität ist Realität,und sie ist überall. In Beziehungsnetzen jeglicher Art, in der eigenen Familie, in der Natur, und natürlich auch im Geschäftsleben und in der Staatsführung. Um Komplexität beherrschen zu können, wird immer wieder versucht, Komplexität mit vereinfachenden Mitteln zu beschreiben, mit Modellen, mit Charts, mit Quadranten. Diese Mittel sind aber immer und inhärent limitiert, und sie weisen immer systematische Fehler auf. Damit sind auch daraus abgeleiteten Lösungen limitiert und mit systematischen Fehlern behaftet. „For every problem there is a solution which is simple, clean and wrong.„, so die oft zitierte, eingängige Abwandlung des Zitats von H.L. Mencken, einem Journalisten und Satiriker des frühen 20. Jahrhunderts.

Menschen weichen Komplexität aus, weil sie sie nicht erfassen können. Oder sich nicht die Zeit und/oder die Mühe nehmen, das zu tun. Oder das auch gar nicht tun wollen. Wenn dann jemand kommt und eine „einfache“ Lösung für ein komplexes Problem anbietet, dann wird diese dankbar angenommen, „war ja klar, es musste ja eine einfache Lösung dafür geben!“. Mit so einer einfachen Lösung verschwindet das unangenehme Gefühl, die Situation nicht im Griff zu haben, und damit auch die eigene Unsicherheit im Umgang mit der Komplexität. Man gewinnt wieder Oberwasser.

Aber das ist ein Trugschluss. Es gibt keine einfachen Lösungen für komplexe Fragestellungen. So, wie es auch keine 2-dimensionalen Lösungen für 3-dimensionale Probleme gibt. Oder keine Newtonsche Gleichungen für quantenmechanische Situationen. Es gibt nur die Akzeptanz der und den Umgang mit der Komplexität.

Um mit einem Problem umgehen zu können, muss man es kennen. Das gilt für jedes Problem, egal ob einfach, kompliziert oder komplex. Je besser man es kennt, desto einfacher ist der Umgang damit. Also muss man es erforschen, hinterfragen und so schrittweise verstehen. Eine korrekte Darstellung des Problems ist essentiell, bevor man eine Lösung dafür erarbeiten, einen Umgang damit finden kann.

Komplexe Probleme kann man von einem gewissen Punkt an gar nicht mehr auflösen, gar nicht mehr darstellen und somit auch gar nicht mehr verstehen. Auch das gilt es zu akzeptieren, ganz so, wie die Komplexität selbst. Entsprechend muss die Lösung, muss der gewählte Umgang mit dem Problem über Variablen und Optionen verfügen, und er muss iterativ sein. Ausprobieren, korrigieren, ausprobieren, korrigieren, … So lernt man den Umgang mit Komplexität. Wie im Leben auch.

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