Kein (Parade-)Platz für Fintech-Innovationen?

21. August 2015

Wieso am Zürcher Paradeplatz ein Umdenken stattfinden wird. Und wer derweil vom zaghaften Vorgehen der grossen Player profitiert.

Ich stehe am Paradeplatz in Zürich und bin beeindruckt. Immer wieder. Nicht, weil die Touristen den Lindt & Sprüngli-Shop stürmen und die Boutique Grieder mit extravaganten Schaufenster lockt. Vielmehr weil die stattlichen Häuser der Banken rund um diesen Platz eine unverkennbare Macht und Präsenz ausstrahlen.

Doch nach den stürmischen Jahren in der Finanz-Branche haben die Institutionen an ursprünglichem Glanz eingebüsst und ihnen lastet immer mehr ein verstaubtes Image an. Das liegt nicht etwa an den gut angezogenen Damen und Herren, welche in diesen
Häusern arbeiten. Vielmehr ist es die Art und Weise, wie die Banken versuchen im digitalen Umfeld mit den Kunden zu interagieren. Oder deren eigene Wahrnehmung, wie unglaublich fortschrittlich diese im digitalen Bereich sind.
Ich wurde kürzlich ans Fintech-Forum in Zürich eingeladen und durfte den Vorträgen beiwohnen. Mit Erstaunen habe ich festgestellt, dass die grossen Banken keinerlei Zeichen von Angst vor kleinen, innovativen Fintech-Start-Ups haben. Man brüstet sich lieber mit wenig spektakulären Online-Hypothekar-Zinsrechnern und neuen E-Banking-Plattformen. Wenn das die Innovationskraft der Schweizer Bankenwelt ist, dann erstaunt es kaum, wenn in Kürze andere Finanzplätze die Schweiz überholen. Die Finanzbranche kann sich dem Trend zur Digitalisierung und Individualisierung des Kunden nicht entziehen.

Ich bin davon überzeugt, dass die Generationen Y/Z stark fragmentierte Finanzprodukte beziehen wird. Die „One-Bank“ wird es langfristig nicht mehr geben – vielmehr sind es „Best-Of“-Finanzprodukte, welche bezogen werden. Neue Geschäftsmodelle etablieren sich, wie beispielsweise die Online-Trading-Plattform Wikifolio. Die Community wird die Banken und deren Dienstleistungen in Zukunft „liken“ und bewerten, was zu einem transparenten Markt führt. Lokal wird global, Technologie-Unternehmen drängen in den Finanzmarkt (man denke z.B. an Apple Pay) und bekannte Zahlungsformen werden abgelöst (Beispiel NFC, Paymit).

Für Zürich und die Schweiz wünsche ich mir deshalb deutlich mehr Innovationskraft im Bereich Fintech. Es soll eine Kultur geschaffen werden, die Trial & Error zulässt, flexibles Prototyping fördert und kurze, innovative Zyklen erlaubt. Aufgrund von Diskussionen mit verschiedenen Vertretern aus der Branche meine ich zu erkennen, dass sich langsam etwas bewegt und die Zeichen erkannt werden. Junge, technologie-affige Querdenker werden angehört und die Bereitschaft zum Wandel ist vermehrt auch in den Teppichetagen der imposanten Gebäude am Paradeplatz vorhanden.

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